Erste Hälfte des Schumann-Fests erfolgreich gelaufen

veröffentlicht am: 10.06.2025

Das Kulturamt informiert:

Weitere Veranstaltungen noch bis 16. Juni

Ganz viel Unerhörtes wird zur Zeit und bis kommenden Sonntag beim Zwickauer Schumann-Fest präsentiert – in Analogie zum Chemnitzer Kulturhauptstadt Motto „C the Unseen“ heißt es in Zwickau „Hear the Unheard“. Weltweit ist das musikalische Repertoire in den Konzertsälen dominiert von männlichen Komponisten – warum kennen wir so wenig Musik, die von Frauen komponiert ist? Clara Schumann als vielleicht berühmteste Komponistin gelten. Ausgehend davon lenkt das Schumann-Fest den Blick auf ihre komponierenden Kolleginnen – nicht nur im 19. Jahrhundert.

Im Eröffnungskonzert am 5. Juni im Jugendstilterrassensaal des Konzert- und Ballhauses „Neue Welt“ gab es einen zu Unrecht wenig gespielten Klavierkonzertsatz Clara Schumanns sowie zwei hochinteressante Orchesterwerke von zwei ihrer bedeutendsten Zeitgenossinnen zu hören: die e-Moll-Ouvertüre der Pariser Komponistin Louise Farrenc und die Sinfonie Nr. 6 der Berliner Carl-Loewe-Schülerin Emilie Mayer. Zudem erklang ein mit humoristischen Anspielungen gespicktes Werk einer noch lebenden Komponistin, der Japanerin Rino Murakami: die 2023 komponierte „para-ode“. Am Pult der Clara-Schumann-Philharmoniker stand – als Premiere für Zwickau – eine Dirigentin: die Koreanerin Yura Yang.

Am Samstag begeisterte die in Brüssel lebende Saxophonistin Yuina Nabata die ca. 80 Zuhörer im Bürgersaal des Zwickauer Rathauses mit Kompositionen von Clara Schumann und Cécile Chaminade sowie drei noch lebenden Komponistinnen. Etwa ebenso viele Zuhörer kamen am Sonntag ins Robert-Schumann-Haus zum Konzert des Trio Vivente mit drei Klaviertrios von Komponistinnen des 19. Jahrhunderts: Clara Schumann und ihren jüngeren Freundinnen Ethel Smyth und Luise Adolphe Le Beau. Die drei Musikerinnen Jutta Ernst (Klavier), Anne Katharina Schreiber (Violine) und Kristin von der Goltz (Violoncello) lösten durch ihre energiegeladenen, abwechslungsreichen und feinfühligen Interpretationen den Konzerttitel „Romantik lebendig“ vollgültig ein, so dass die Zuhörer sich als Zugabe noch einen Triosatz von Emilie Mayer erklatschten.

Zuvor war am Schumann-Denkmal der 215. Geburtstag des Zwickauer Komponisten mit Blumengrüßen und einer Ansprache des Kulturbürgermeisters Sebastian Lasch gefeiert worden. Die musikalische Umrahmung durch drei Mitglieder der Clara-Schumann-Philharmoniker Andre Passin (Querflöte), Daniela Göhcke (Violine) und Ferdinand Reitberger (Vibraphon) musste wegen drohenden Regens kurzfristig ins Zwickauer Gewandhaus verlegt werden.

Fünf Tage lang hatten junge Profi-Musiker aus 12 Ländern in Meisterkursen bei Mitsuko Shirai (Gesang), Markus Hadulla (Liedgestaltung Klavier), Florian Uhlig (Klavier) und Tobias Koch (Hammerflügel) intensiv gearbeitet. Die Veranstalter hatten in diesem Jahr einen Anmelderekord verzeichnen können, so dass aus den über 40 Anmeldungen die besten Teilnehmer ausgewählt worden waren. Das Robert Schumann Konservatorium stellte einen Kursraum und unterstützte mit Überäumen. Interessierte Zuhörer konnten die Kursarbeit der berühmten Professoren – Mitsuko Shirai und Florian Uhlig (selbst früher Teilnehmer der Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbe in Zwickau und inzwischen Robert-Schumann-Preisträger der Stadt Zwickau) – mitverfolgen. Am Pfingstmontag präsentierten 19 der Teilnehmer im Abschlusskonzert das hohe Niveau – eine Teilnehmerin, die taiwanesische Hammerflügelexpertin Tzu-Yu Yang, die auch gerade ihre erste Solo-CD veröffentlicht hat, brachte auf dem originalen Clara-Wieck-Flügel von André Stein (1827) dabei auch ein Werk einer Komponistin zum Vortrag: die g-Moll-Fantasie der mit Robert Schumann befreundeten Wienerin Julie Baroni-Cavalcabò. 
Dass bei den Zwickauer Meisterkursen auch das Spiel auf Originalinstrumenten des 19. Jahrhunderts zum Programm gehört, ist ein Alleinstellungsmerkmal.

Zuvor waren 100 Radler, die zum Teil auch aus anderen Bundesländern angereist waren, zur 40 Kilometer langen Fahrradtour mit fünf Konzertstationen auf dem Weg aufgebrochen. Es gab Naturerlebnisse an der Mulde oder im Rümpfwald und architektonisch-künstlerische Highlights wie das Glauchauer Lutherhaus mit den großformatigen Wandölgemälden von Max Moser (1880–1965) oder die Thurmer Barockkirche St. Urban mit Altar des Zwickauer Bildhauers Peter Breuer (1472–1541). Auch dabei erklang viel Musik von Komponistinnen, zum Beispiel Eigenkompositionen der Zwickauer Mandolinenspielerin Annette Schneider und speziell zum Schumann-Fest von ihr für ihr Instrument arrangierte Werke Clara Schumanns, Musik der Londoner Clara-Schumann-Schülerinnen Liza Lehmann und Natalie Janotha, barocke Cembalomusik von Élisabeth-Claude Jacquet de la Guerre, Elisabetta de Gambarini und der Haydn-Schülerin Marianna von Martines und Lieder der Chemnitzer Liedermacherin Jens Ausderwäsche.

Schumann-Fest Teil 2: Von Kindernachmittag und Kino bis Lichterfest und Gottesdienst

Bis zum kommenden Sonntag präsentiert sich das Schumann-Fest noch mit einer breiten Palette an Veranstaltungen: Zum Kindernachmittag am 9. Juni, 16 Uhr, sind Kinder im Alter von 4 bis 14 Jahren eingeladen, etwas über das Wunderkind Clara Wieck zu erfahren und zu erleben. Am Mittwoch, 10. Juni, 19.30 Uhr, läuft im Robert-Schumann-Haus der 2018 gedrehte Film „Komponistinnen“ von Kyra Steckeweh und Tim van Beveren (2018). In dem mit dem OPUS KLASSIK 2020 ausgezeichneten Dokumentarfilm (95 Min.) begibt sich die Pianistin Kyra Steckeweh in Frankreich und Deutschland auf Spurensuche und beleuchtet die historischen und persönlichen Umstände, unter denen vier Frauen im 19. und frühen 20. Jahrhundert ihre Werke geschaffen haben: Mel Bonis (1858–1937), Lili Boulanger (1893–1918), Fanny Hensel (1805–1847) und Emilie Mayer (1812–1883). 

Am Donnerstag, 12. Juni, 18 Uhr, ist im Konzert mit Schülern und Schülerinnen des Robert Schumann Konservatoriums, zwei- und vierhändige Klaviermusik von 16 Komponistinnen zu hören, darunter z. B. Mel Bonis, Amy Beach, Cécile Chaminade oder die Zwickauerin Renate Käbisch und natürlich Clara Schumann. Der Freitag steht ganz im Zeichen des Romantischen Lichterfestes, das mit seiner einzigartigen Atmosphäre am Freitag ab 18 Uhr in die Parkanlage rund um den Zwickauer Schwanenteich lockt.

Natürlich kommt auch Robert Schumann nicht zu kurz, so am Samstag, 14. Juni, 19.30 Uhr im Konzert unter dem Titel „Romantische Klangwelt“ mit der belgisch-schweizerischen Pianistin Els Biesemans: Sie spielt die Uraufführung eines bisher unbekannten ehelichen Gemeinschaftswerks von Clara und Robert Schumann: Robert Schumann schrieb eine Fuge und seine Frau das Präludium dazu. Und das Ganze erklingt auf einem originalen Flügel, den Clara Schumanns Cousin Wilhelm Wieck vor über 150 Jahren gebaut hat. Den Abschluss am Sonntag bildet ein Gottesdienst im Dom St. Marien auch hier erklingt Musik von Komponistinnen.

Pünktlich zum Schumann-Fest hat das Robert-Schumann-Haus seine Dauerausstellung erneuert und erweitert. „Robert und Clara Schumann in Mixed Reality“ nennt sich das – eine Mischung aus technischen Neuerfindungen des 19. Jahrhunderts (der Schumann-Zeit) und des 21. Jahrhunderts (unserer Zeit). Viele, vor allem auch internationale Besucher sind entzückt von dem besonderen Charme der Vitrinen im Biedermeierstil, die als Grundausstattung des Museums passend zu dem originalen Mobiliar, das die Stadt Zwickau vor 100 Jahren aus Familienbesitz erworben hat, angefertigt wurden. Das bleibt auch weiterhin so. Aber es gibt eine Vielzahl von interaktiven Angeboten, wo man Robert und Clara Schumann jetzt auf vielfältige Weise erleben kann, sei es beim gemeinsamen Spiel auf einem Leuchttasten-Keyboard mit einer Schülerin Clara Schumanns, beim Computer-Schach gegen Schumann, oder beim Telefonieren mit einer Clara-Schumann-KI, die in Kooperation mit dem Informatik-Lehrstuhl „Intelligente Systeme“ der Westsächsischen Hochschule entstanden ist. 

Bis 1. September wird überdies die aktuelle Sonderausstellung „Die Schumanns und Chemnitz“ (aus Anlass des Kulturhauptstadtjahres) gezeigt. In Artikeln aus Lexika, an denen Robert Schumann oder sein Vater August Schumann mitarbeiteten, ist zu sehen, wie Chemnitz schon in der Kindheit Robert Schumanns Rang und Ruf als führender Fabrikstadt in Sachsen erworben hatte. Die Ausstellung zeigt Stahl- und Kupferstiche der Stadt Chemnitz aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, beleuchtet vor allem aber das musikalische Leben in Chemnitz. Ausgestellt werden die Programmzettel aller drei Auftritte Clara Schumanns in Chemnitz, aber auch von Konzerten ihrer Schwester Marie Wieck oder eines Konzerts mit Erstaufführung von einem der Fantasiestücke Robert Schumanns 1839. In Originalbriefen sowie den Tagebüchern Clara Wiecks gibt es Dokumente zu den damaligen musikalischen Akteuren in Chemnitz, darunter die Pianistin Emilie Reichold (*1808), der Komponist Christian Traugott Brunner (1792–1874), der Chorleiter Johann Gottfried Kunstmann (1779–1864), der Orchesterleiter Wilhelm August Mejo (1791–1886) und der Kantor Andreas Heinrich Stahlknecht (1806–1857). Es gibt Originalexponate zu zwei Chemnitzer Sängerinnen, nämlich Robert Schumanns Schülerin Rosalie Tittel (1824/25–vor 1881) und Amalie Scholl (1823–1879). Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden schließlich Robert Schumanns Beziehungen zu dem Chemnitzer Dichter Moritz Horn (1814–1874), der die Textvorlage zu Schumanns Musikalischem Märchen Der Rose Pilgerfahrt op. 112 lieferte. Die Ausstellungsstücke zeigen, wie der Komponist entscheidend in die Textgestalt eingriff und dem Textdichter konkrete Vorgaben für Veränderungen machte. 

Begeisterte am Samstag im Bürgersaal: die in Brüssel lebende Saxophonistin Yuina Nabata.
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Rund 100 Personen nahmen an den Fahrradkonzerten teil.
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